Night Flying Winter Cranes ist in der japanischen Shakuhachi-Tradition geschrieben, doch mit Einbezug eines europäischen Zugangs. Die gleichzeitig einfache und raffinierte Bamusflöte wurde über Jahrhunderte zur Improvisation und auch Meditation eingesetzt. Die offene Anblastechnik eröffnet dabei Möglichkeit zu vielen Nebengeräuschen, von Obertönen über Atemgeräusche bis zu regulären Geräuschen. In der japanischen Tradition wären diese Nebengeräusche wie komibuki (eine Art Vibrato) und Glissandi idiomatisch, doch erhalten sie im Zusammenhang westlicher Musik ein Eigenleben. So ist es in Night Flying Winter Cranes – sowohl im akustischen als auch im eletronischen Teil.
Viele Shakuhachi-Stücke und -Improvisationen verbinden sich mit dichterischen Texten, hier die folgenden:
Das wirkliche Legen beginnt mit Kranichtanz.
Zwei Leben finden zusammen, bauen ein Nest und legen Eier.
Zwei Leben werden zu vielen Leben.
Gegen Ende des Jahres
Fliegen die Jungen auf immer von ihrem alten Kranichpaar.
Die Jungen auf dem Weg zu Leben.
Die Eltern auf dem Weg in den Winter.
Davon erfüllt, nehmen sie Abschied von einander.
und
Eine Shakuhachispielerin kommt in ein Dorf.
Sie spielt alle Töne, die sie bei sich hat.
Die Dorfbewohner fühlen sich erhoben und bitten sie, mehr zu spielen.
Als sie später den Ort verlassen will, überreichen die Dorfbewohner ihr eine Schale,
Worin sie alle ihre Töne hübsch angebracht haben.
Sie trennen sich – beide bereichert.